Montag, 11. April 2016


trabajando


...ich arbeite immernoch im Kinder "Alegria" in Sopachuy und wechsel wöchentlich zwischen den 3 Kursen. Beim Morgenapell und auch auf der Straße werde ich von meinen Kids mit einem fröhlichen "Profe Kiiimiii" begrüßt, begleitet von einem fröhlichen Strahlen. Ich will mir noch gar nicht ausmalen, wie der Abschied von den Kleinen im Juli aussehen wird, es wird superschwer die Kids zurückzulassen, da sie ein wichtiger Teil meines Jahres hier sind und ich die Arbeit mit ihnen liebe!
Mit meinen Professoren verstehe ich mich von Tag zu Tag besser und ich genieße es in den Pausen mit ihnen über alles mögliche zu quatschen. Oft erinnern sie mich sogar an meine Freundinnen aus Deutschland, weil wir uns gegenseitig liebgemeinte Beleidigungen oder WItze an den Kopf werfen und deshalb viel lachen.
Meine Rolle als "Assistenz" hat sich deutlich verstärkt und so gibt es immer mehr zu tun für mich. In einem Kurs haben wir zum Beispiel eine Schülerin, die ihren Namen nach einem Jahr immernoch nicht schreiben kann, also nehme ich mir jeden Tag ein wenig Zeit und probiere die verschiedensten Methoden aus, ihr ihren Namen beizubringen und es war ein unglaublich schönes Gefühl nach der Woche in den Kurs zu kommen und zu sehen, dass sie in Großbuchstaben ihren Namen unter ihr Bild geschrieben hat :) Das schöne am Unterrichten mit insgesamt 2 Profesoren ist nämlich, dass man sich für jedes Kind abwechselnd Zeit nehmen kann. Mit dem einen lernt man das Schreiben seines Namens, mit dem anderen bis 10 zählen, mit dem anderen das Alphabet und mit dem nächsten geht man auf Toilette :D
Anfangs war ich ein bisschen besorgt, dass ich nach dem Jahr die Finger voller Blasen vom lauter Stifteanspitzen habe (was leider tatsächlich einmal vorkam), aber dem ist zum Glück gar nicht so! Ich lerne unglaublich viel dazu, gerade was den Umgang mit Kindern angeht und bin dankbar für jeden weiteren Tag, an dem ich kostbare Erfahrungen sammeln darf.

vertieft in ihre Aufgaben

Meine Kids in der Pause ;)





Rituale & Glauben

Pachamama gilt als eine Göttin, die insbesondere in den indigenen Völkern der Anden als die Mutter Erde bezeichnet wird. Die Quechua und Aymara verehren die Pachamama als allmächtige Göttin, die allen Lebewesen das Leben schenkt, sie nährt und schützt.
Da dieser Kult hier in Bolivien mehr als ernst genommen wird, wird der Pachamam Respekt gezollt und Opfer dargebracht.
Die Menschen hier fordern von der Gottheit Schutz und Nahrung und sind deshalb dazu verpflichtet, gemäß dem Wert des Erwünschten, auch etwas zurückzugeben. Von den Menschen verlangt die Gottheit sowohl Achtung, als auch Ehrbietung sowie Speisen und Trank. So geht man beispielsweise nie an einer Stätte der Pachamama vorbei, ohne eine Geste der Verehrung. Man gibt der Gottheit dann Cocoblätter und tritt betend mit dieser in Kontakt.
Wir durften hier in Bolivien (auch in Sopachuy) schon öfters eine solches Ritual miterleben.
So bereiteten wir beispielsweise einen Morgen in der Karnevalszeit eine mesa (Opfertisch), eine Ch'alla (Trankopfer) oder eine vilancha (blutopfer) und betet dann zur Gottheit, um bei ihr Schutz über die Felder und ausreichend Nahrung für die Familie einzufordern.
Wir hatten zum Beispiel eine Opferschlale mit einem Lamafötus und weiteren Dingen, die wir dann schließlich angezündet haben und jeder der an dem Ritual teilnahm, bekam ein Glas Alkohol, dass er auf den Boden schütten musste (deswegen auch Mutter Erde) und danach trinken musste.
Dieses Ritual haben wir auf dem Hof (zum Schutz von Haus und Familie), im Garten (zum Schutz der Nahrung) und am Auto (zum Schutz des Fahrers) wiederholt.
Aber nicht nur an solchen Tagen erlebt man viel von dieser Kulur mit. Eigentlich fast immer, wenn Feierlichkeiten anstehen und man auf eine Schale chicha eingeladen wird, tröpfelt man ein wenig davon auf den Boden für die Pachamama.

Desweiteren glauben sie hier in unserem Dorf tatsächlich, dass sie mit Böllern Hagel vertreiben können und zünden deshalb jedesmal, wenn es auch nur den Anschein macht zu hageln, wahrlos Knaller ab.

Noch was zum Lachen:
Unser Gastopa hat uns ja direkt an unserem 1. Tag in Sopachuy sein Heiligtum gezeigt, nämlich seinen Garten mit jeglichem Gemüse, Obst und Pflanzenbestand. Die Führung hat uns mal mindestens eine halbe Stunde gekostet & nein! der Garten ist nicht soo riesig, wie man jetzt denkt. Naja, wie dem auch sei; eines Tages kam unser Gastopi dann zu uns Mädels und sagte uns, wir sollen doch bitte nicht die Bäume und Pflanzen anfassen, wenn wir unsere Periode haben. Angeblich habe das jemand getan und deshalb ist der Baum (samt Frucht) jetzt verwelgt! Also Mädels, wenn ihr eure Periode habt, Finger weg von den fruchtbaren Dingen. :D:D:D Wir waren danach verstört und komplett am Ende vor Lachen zugleich. Wieder was suuuper lehreiches dazugelernt.
Oder auch unser Gastopa: Unser Mitfreiwilliger hatte mal einen Vormittag lang sein Handy verloren (zumindest glaubten wir das alle). Als er unserem Gastopa davon erzählte, schlug dieser doch tatsächlich vor gemeinsam zum "Coca-Leser" zu gehen, damit dieser dann in den Cocoblättern lesen kann, ob das Portmonnai sich noch im Haus befindet oder geklaut wurde. Was eine Schande, dass Coca in Deutschland illegal ist und wir jetzt immer nach Bolivien fliegen müssen, wenn wir etwas verloren haben.

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